Überraschung

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  1. Mai 2015

Ich habe mich entschieden wieder an drei Tagen in der Woche arbeiten zu gehen. Bei all den finanziellen Ausgaben, die wir bis jetzt für Lilli hatten, sicherlich keine schlechte Idee. Wird auf jeden Fall eine Umstellung werden, aber wir haben ja noch Zeit. Ich habe ausgerechnet, dass Lilli Ende Mai oder Anfang Juni läufig wird. So haben wir noch ab dem 19. Mai einen Kurzurlaub mit Freunden in Holland geplant. Darauf freue ich mich schon. Es müssen ja auch noch die Wurfanzeigen fertiggestellt und ausgehängt werden. Und die Wurfankündigung soll noch bei e-bay Kleinanzeigen geschaltet werden.

Am Montagabend nach erfolgreichem ersten Arbeitstag sitze ich ziemlich erschossen im Sessel und lasse mich vom Fernseher berieseln. Alles ganz entspannt. Ich gehe in die Küche und hole mir etwas zu trinken. Auf dem Rückweg entdecke ich einen kleinen braunroten Fleck auf dem Laminat. Wer hat denn da was verschüttet. Das wird doch nicht von Lilli sein? Nein, kann gar nicht sein, ist ja nur ein Fleck. Am Abend, kurz nach dem Zähne putzen überkommt mich auf einmal der Gedanke ob Lilli vielleicht doch schon läufig sein könnte. Ian und ich stürmen die Treppe herunter und schauen bei Lilli nach. Tatsache, der Hund ist läufig. Lilli schaut ganz unschuldig drein. Ian und ich sind völlig aus dem Häuschen. Jetzt geht es tatsächlich los. ‚Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf, sollen wir sie wirklich decken lassen, was wird aus dem Urlaub in Holland, wann kann sie denn gedeckt werden und vor allem wann werden die Welpen das Licht der Welt erblicken? Fragen über Fragen und Aufgaben über Aufgaben. Jetzt müssen im Schweinsgalopp die Wurfanzeigen raus, die Anzeige geschaltet werden, neue Photos von Lilli gemacht und der Hollandurlaub verschoben werden. Mein Kopf schwirrt. Später im Bett rechne ich noch einmal nach. Heute ist der vierte Mai, wenn Lilli also Mitte Mai gedeckt werden kann, werden die Welpen voraussichtlich Mitte Juli zur Welt kommen. Da ich in den Schulferien frei habe, wäre das ein idealer Zeitpunkt für Welpennachwuchs. Die Welpen wären dann Ende September zur Abgabe bereit. In all dem plötzlichen Chaos doch ein Grund zum Freuen. Besser hätte der Termin nicht liegen können.

Lilli, das hast du gut gemacht.

Zuchttauglichkeit die Zweite

  1. April 2015

Es ist endlich der 14. April und ich habe mich ja brav in Geduld geübt. Jetzt will ich aber wissen was Sache ist und rufe früh am Morgen in Korschenbroich an um die Ergebnisse zu erfragen. Ja, die Frau Doktor sei jetzt in einer Untersuchung und ich solle doch am Nachmittag noch einmal anrufen. Sprechen sich die Tierärzte ab? Gibt es so etwas wie die Verschieberitis und ist das ansteckend? Es heißt also wieder warten, warten warten. Punkt drei Uhr rufe ich wieder in der Praxis an. Ich bin jetzt schon leicht aufgeregt. Vielleicht hat sie ja festgestellt, dass Lillis Hüfte nur noch für Grad C reicht und das auch nur mit viel Augenzudrücken. Die Helferin in der Praxis hängt mich, wohin denn auch sonst, in die Warteschleife. Endlich meldet sich Frau Doktor. Kurz und knapp erklärt sie mir, dass es einen Herrn von unserem Zuchtverband gibt, der in regelmäßigen Abständen bei ihr die Unterlagen in der Praxis abholt und an unsere “Filiale“ in Oberhausen weiterreicht. Ich wippe zuhause ungeduldig von einem Bein aufs andere. Wer was wann wo abholt ist mir doch egal. Ist mit dem Hund alles in Ordnung. Ja, sie hat sich die Aufnahmen angesehen und Lilli verfügt über zwei kerngesunde Grad A Hüften. Ihre Einschätzung. Ich bin ganz erleichtert und lege auf. Lilli erhält zur Belohnung erstmal ein großes Stück Salami, dass sie glücklich in sich hineinfuttert. Wie immer ist ihr so ziemlich egal was mit ihrer Hüfte ist, solange der Napf voll ist.

Lilli, jetzt sind wir wieder einen Schritt weiter.

Zuchttauglichkeit die Erste

April 2015

Die Untersuchung für die Zuchttauglichkeit von Lilli liegt nun schon einige Zeit zurück. Dr. Weber hatte uns im März gesagt, dass er die kompletten Untersuchungsergebnisse zur zuständigen Tierärztin des Zuchtverbandes schicken würde. Jetzt ist schon Anfang April und es herrscht das Schweigen im Walde. Weder besagte Zuchtverbandstierärztin (das wäre doch mal ein Wort für das Glücksrad gewesen) noch der Zuchtverband selber haben sich bei uns gemeldet. Seltsam, na ja ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen und rufe bei Dr. Weber an um nachzufragen wo er die Röntgenaufnahmen und seine Beurteilung denn hingeschickt hat. Ich erfahre in der Praxis, dass alle Unterlagen zu Frau Lüttefelds nach Korschenbroich geschickt worden sind und dies schon avanti avanti kurz nach Lillis Untersuchung. Aha, also google ich die gute Frau und schaue auch gleich bei Jameda nach ihrer Beurteilung. Reicht von gut über geht so bis grottenschlecht. Ich rufe einfach in der Praxis an. Dort teilt man mir freundlich mit, dass die Frau Doktor die Röntgenaufnahmen wahrscheinlich zuhause hat und dass sie weiterhin sowieso bis zum 14. April im Urlaub ist. In Ordnung ich werde mich also in Geduld üben müssen und dies fällt mir nicht so leicht. Außerdem möchte ich auch wissen, wie sie Lillis Aufnahmen beurteilt, denn schließlich bewegen wir uns links ja zwischen einer Grad A oder B Hüfte. So muss denn die Zeit ihren Lauf nehmen und ich abwarten.

Tag der Wahrheit

März 2015

Heute ist es soweit. Lilli wird in Narkose gelegt und geröngt. Zum Glück arbeitet Ian heute von zuhause und wird Lilli auch zum Tierarzt bringen und bei ihr bleiben, bis sie in Narkose liegt. Das ist echt nicht mein Ding. Als ich das bei unserem vorherigen Retriever miterlebt habe, bin ich anschließend in Tränen ausgebrochen und habe die ganze Fahrt nach Hause geheult. Ian, dem ja bekanntlich nichts etwas ausmacht, ist da viel härter im Nehmen. Gut so, ich kann ja nicht alles machen. Er kommt eine dreiviertel Stunde später zurück und berichtet, dass Lilli ganz sanft und ruhig eingeschlafen ist. Jetzt ist es neun Uhr und wir sollen uns so gegen elf mal in der Praxis melden. Wie lange können zwei Stunden dauern? Gefühlte zwei Wochen später ist es endlich halb elf. Ian hält mich die nächste Viertelstunde davon ab, schon mal unverbindlich nachzufragen. Genervt hätte ich in der Praxis schon genug. Punkt Viertel vor elf darf ich dann anrufen. Ja, Lilli gehe es gut, sie schläft aber noch und wir sollen um zwölf in der Praxis sein. Natürlich scharre ich ab Viertel nach elf mit den Hufen und Ian ist schließlich so genervt, dass wir früher losfahren. Um kurz nach halb zwölf hängen wir noch ein bisschen vor der Praxis rum, bis ich die Geduld verliere und jetzt sofort rein gehen möchte. Drinnen erfahre ich natürlich, dass wir zu früh da sind. Ich kann auch die Uhr lesen, aber mein Hund liegt irgendwo hilflos bei ihnen rum. Wir sollen noch mal für eine Stunde weg. Schon wieder, das kenne ich doch schon vom ersten Besuch. Ich will einfach nur wissen wie es Lilli geht und frage jetzt ein bisschen panisch ob denn mit dem Hund alles in Ordnung ist. Ja, sie ist schon aufgewacht, aber noch sehr schlapp von der Narkose. Alles in bester Ordnung, sie muss nur noch wacher werden. Mir fallen tonnenweise Steine vom Herzen. Wir verbringen die Wartezeit und fahren zu einem Biobauern in der Nähe, der auch einen kleinen Hofladen hat. Ich bin so erleichtert, dass ich kiloweise Rinderrouladen kaufe. Eigentlich sind wir nur zu zweit und der Rest der Rouladen wurde anschließend in der ganzen Verwandtschaft verteilt. Wir fahren zurück und unser Mädchen kommt uns taumelnd entgegen. Lilli sieht wirklich noch mitgenommen aus, freut sich aber tierisch uns wiederzusehen. Wir streicheln sie abwechselnd.

Dann die Stunde der Wahrheit. Der Doktor erklärt uns die Röntgenaufnahmen. Er wäre sich nicht ganz sicher, die eine Hüfte ist eine A-Hüfte und die andere könnte vielleicht eventuell eine B-Hüfte sein. Was bedeutet das denn? Also zum Züchten muss die Hüfte Grad A haben, B geht auch noch, aber natürlich wäre A besser. Und bei der einen Hüfte ist er sich eben nicht ganz sicher. Da die Aufnahmen sowieso zur Tierärztin unseres Zuchtverbandes geschickt werden müssen, wird ihre Meinung schlussendlich für die Zuchtzulassung ausschlaggebend sein. Ian ist am Boden zerstört, sein Hund hat wahrscheinlich “nur“ eine B-Hüfte. Lilli und mir ist das ziemlich egal, Lilli ist nur froh dieser Folterkammer zu entkommen und ich bin nur froh Lilli lebendig wieder mitzunehmen.

Jetzt hast Du es geschafft Lilli!

Bücher in Hülle und Fülle

Februar 2015

Da ich nun einmal zur Perfektion neige, suche ich die öffentliche Bücherei auf, um mir eimerweise Welpenratgeber auszuleihen. Ich habe Glück und alle Bücher zu diesem Thema sind, oh Wunder, mal verfügbar. Wahrscheinlich sind wir die Einzigen in Herten, die verrückt genug sind um Hunde zu züchten. So schleppe ich mich mit Stapeln von Büchern zum Auto und fange schon im Auto an zu lesen. Da ist die Rede von Züchterverantwortung, Rassehundezucht, Trächtigkeit und Geburt. Ich fahre nach Hause und lese mit einer Tasse Kaffee in der einen und dem Buch in der anderen Hand los. Als ich zum Kapitel “Komplikationen nach der Geburt“ zum Abschnitt Mund-zu-Mund- Beatmung mit Absaugen von Fruchtwasserresten komme, muss ich gleich dreimal nachlesen. Da steht wortwörtlich “…halten Sie den Welpen mit beiden Händen so, dass Sie direkt sein Gesicht vor Augen haben. Nun stülpen Sie vorsichtig Ihren Mund über sein Schnäuzlein und saugen kurz und nicht zu heftig….“ Äh bitte? Der Gedanken einem gerade geborenen Welpen das Fruchtwasser mit dem Mund abzusaugen behagt mir nicht sonderlich. Kann man da nicht einen Staubsauger nehmen? Für alle die jetzt entsetzt aufschreien, war natürlich nur eine Überlegung. Wir würden doch keinen Welpen an die Absauganlage anschließen. Ich entscheide, dass solche Aufgaben eindeutig Männersache sind. Ian, dem ja bekanntlich nichts etwas ausmacht hat auch schon Frolics probiert. Auch da habe ich nur kopfschüttelnd zugesehen. Ich muss ihm seine Aufgabe jetzt nur noch schonend beibringen.

Ansonsten ist in den Ratgebern viel geschrieben und ich stelle fest, dass zum Beispiel zum Thema “Fütterung während der Trächtigkeit“ Buch A anderer Meinung ist als Buch B, was aber gar nichts macht, denn Buch C schreibt auf jeden Fall etwas ganz anderes. Ich bin etwas verwirrt, beschließe auch andere Züchter zu befragen, insbesondere die Züchterin von der wir Lilli haben. Ansonsten steht schon viel Hilfreiches in all den Ratgebern. Manches macht mich aber auch nachdenklich und die Abschnitte über mögliche Komplikationen will ich gar nicht wirklich lesen.

Lilli, du wirst das Kind schon schaukeln!

Jetzt wird’s ernst…

Februar 2015

Jetzt wird’s ernst…

Nachdem der zukünftige Ehehund für Lilli gefunden scheint, müssen wir jetzt wohl oder übel die Untersuchungen hinter uns bzw. Lilli bringen. Ärzte und ihre Praxen sind für mich ein notwendiges Üebel und die Tatsache, dass Lilli für die Röntgenaufnahme der Hüftgelenke eine Vollnarkose benötigt macht das Ganze nicht einfacher. Ich rufe trotzdem bei unsere Haustierärztin an und erfahre erstmal, dass diese speziellen Aufnahmen nur von einem dafür zugelassenen Tierarzt gemacht werden dürfen. Sie empfiehlt uns einen Arzt in Oer Erkenschwick. Der wird natürlich erstmal im Internet gegoogelt. Wie gut dass es Jameda gibt. Wieviele Bewertungen hat der Gute denn. Ich vertraue doch nicht jedem meine Hündin an. Die Bewertungen lassen hoffen, also mache ich einen Termin aus, den wir, als gute Hundeeltern, natürlich gemeinsam wahrnehmen.

So fahren wir an einem dunklen und kalten Montagnachmittag nach Erkenschwick um zu sehen, wem wir unser Mädchen anvertrauen. Die Praxis wirkt auf den ersten Blick sehr sauber und gepflegt. Erster Minuspunkt, alles hätte sich verschoben und wir sollen in einer Stunde wiederkommen. In einer Stunde??? Draußen kalt und dunkel und wir hier mit Hund unterwegs. Irgendwie bringen wir die Zeit rum und sind endlich im Behandlungszimmer. Der Doktor ist sehr freundlich, streichelt Lilli, hört sie ab und erklärt uns alles, aber ich finde es schwer zu beurteilen ob er wirklich gut ist. Es gibt ein bisschen Chaos wegen all der genetischen Untersuchungen, die noch gemacht werden müssen. Sollen die Augen genetisch durch eine Blutanalyse oder durch eine normale Untersuchung getestet werden. Die normale Untersuchung darf nur am Abend durchgeführt werden, da die Pupillen des Hundes weitgestellt werden müssen. Und eine Sonnebrille haben wir für Lilli leider noch nicht. Fragen über Fragen und irgendwie fühle ich mich gerade ein bisschen überfordert. Wir entscheiden uns für eine zwar teurere aber einfachere genetische Untersuchung. Lilli wird zum gläsernen Hund. Bald wissen wir wahrscheinlich auch ob sie die genetische Veranlagung zur Fettleibigkeit hat. Könnte sie von uns geerbt haben.

Ich versuche dem Doktor noch mal auf den Zahn zu fühlen und stelle gefühlte 250 Fragen bezüglich der Untersuchung. Der Gute wird zum Schluß etwas konfus, aber sicher ist schließlich sicher. Ian ist etwas peinlich berührt und versucht Hund und mich aus dem Behandlungszimmer zu befördern. Der macht sich um Nichts Sorgen.

Wir vereinbaren einen Termin zum Röntgen und mit einem kleinen Kloß im Hals verlasse ich die Praxis. Lilli, gut dass der Termin erst in drei Wochen ist!

Blind Date

Blind Date

Januar 2015

Es ist Sonntag und wir erwarten Jasper the Golden Lionheart. Lilli hat den Vormittag wesentlich entspannter als wir zugebracht. Ich habe die Wohnung und Lilli auf Hochglanz gebracht und bin mir jetzt unsicher was ich anziehen soll. Eher lässig oder lieber elegant. Wir wollen ja Eindruck machen. Soll ich Lilli lieber eine Schleife umbinden? Die Gute schaut mich an als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe und macht sich aus dem Staub. Na dann eben nicht. Nachdem Ian alle zehn Minuten bei jedem vorbeifahrendem Auto aus dem Fenster geschaut hat ist Jasper samt Herrchen da. Wir sind aufgeregt. Loui unser kleiner Beaglemischling schaltet wie immer sein Gejaule an, ich öffne die Tür und herein kommen zwei Golden Retriever. Nanu, wir hatten ja nur einen Deckrüden erwartet, aber es klärt sich schnell, dass Retriever Nummer zwei nur die Begleitung ist. Die reizende “Miss Sophie“ tanzt wie der Rest der Bande aufgeregt im Haus hin und her. Wir schauen auf Jasper und Lilli. Werden sich die beiden riechen können? Wie beim Menschen muss auch beim Hund die Chemie stimmen. Schon nach kurzer Zeit ist klar: sie können sich riechen. Ich lasse alle Hunde in den Garten und dort wird erstmal kräftig getobt. Adieu geputzter Fußboden. Die ganze Meute wieder rein und wieder raus. Dieses Spiel macht soviel Spaß, dass es gleich mehrere Male wiederholt werden muss. Wir trinken Kaffee und englischen Tee und bewundern Jaspers Auststellungsmappe. Der Gute hat wirklich so ziemlich alle erdenklichen Preise gewonnen. Er ist eine Seele von Hund, superfreundlich, liebt sein Herrchen über alles und hat Spaß mit seinen Hundedamen.

Wir besprechen die Einzelheiten. Lilli muss ja noch alle Untersuchungen erhalten, das ist der erste Schritt. Wenn sie dann läufig wird, soll der Hormonstatus bestimmt werden, damit wir auch wirklich den richtigen Decktag erwischen. Auch das lässt sich sicherlich einrichten. Die Höhe der Decktaxe und die anderen Formalien sind auch schnell erledigt. Toll ist, dass Jaspers Besitzer auch an den Welpen interessiert ist. Er möchte diese wenn möglich auch kennenlernen. Endlich mal ein Vater, der seinen Pflichten nachkommt. Nach weiterem Tee und Kaffee einigen wir uns darauf, dass wir uns melden sobald wir Lillis Untersuchungsergebnisse haben. Also auf zum nächsten Schritt.

Partnersuche im Internet

Partnersuche im Internet oder wie finde ich einen Deckrüden?

Januar 2015

Also, nachdem wir jetzt schon so weit gekommen sind, ist es an der Zeit Ausschau nach einem stattlichen Mannsbild zu halten. In Frage kommen natürlich nur Rüden, der allerersten Extraklasse. Aber wo einen Rüden der Premiumklasse finden? Meine Suche startet erstmal am Wohnort. Wäre doch praktisch, der Loverboy gleich um die Ecke. Also quatsche ich ab sofort jeden Golden Retriever bzw. seinen Besitzer an. “Entschuldigung, kann ihr Hund unsere Hündin decken?“ Was für eine plumpe Anmache, aber wir wollen ja weiterkommen. Leider gestaltet sich diese Art der Suche als schwierig. Ein wirklich schöner Rüde ist leider Mitglied im Deutschen Retriever Club und darf satzungsgemäß auch nur Damen aus dem gleichen Verein decken. Schade, aber jetzt bloß nicht schlappmachen und munter weitersuchen. Ich stelle fest, dass es seitenweise Internetdatingbörsen für Hunde gibt. Es scheint das alles was Papiere und Pokale besitzt hier seine Männlichkeit anbietet. Wir wollen ja dunkelblonde Welpen, die sogenannte Arbeitslinie beim Golden Retriever, und so ist die Suche schon eingeschränkt. Außerdem wollen wir nicht bis ans Ende der Welt fahren, also schön in der Nähe bleiben. Wir diskutieren hin und her, nähere Beobachter würden sagen wir streiten, aber schließlich finden zwei Anzeigen Gnade vor unseren Augen. Eine hier ganz in der Nähe und die andere etwas weiter weg. Nach einem kurzen eher unfreundlichen Kontakt mit der nahen Umgebung fällt unsere Wahl auf “Jasper the Golden Lionheart“. Hört sich an wie ein englischer Fortsetzungsroman, aber wir sind neugierig geworden und kontaktieren den Besitzer. Ein erster freundlicher Kontakt und Jasper scheint alle Kriterien zu erfüllen. Ein weiteres Telefonat und ein paar Klärungen später verabreden wir einen ersten unverbindlichen Kennenlerntermin. Lilli mach dich bereit!

Auf Pokaljagd

Oktober 2014

Wir gehen auf die Hundeschau

Was kann man Schöneres an einem sonnigen Oktoberherbsttag unternehmen als zur Hundeschau zu gehen. Nachdem wir freudestrahlend im September feststellten, dass unser Zuchtverband noch eine Ausstellung im Oktober in Essen ausrichtet, trifft uns jetzt die harte Realität. Sonntagmittag auf zur Hundeschau. Schlau wie ich bin habe ich schon im Vorfeld versucht die Zeit, die wir dort verbringen müssen, auf ein Minimum zu reduzieren. Habe also nachgefragt ab wann denn die großen Rassen gerichtet werden. Leider erhalte ich die wenig zufriedenstellende Antwort, dass wir doch bitte entweder früh am Morgen oder am Nachmittag damit rechnen sollen, dass dies geschieht. Wenig schlauer als vorher treffen wir die Entscheidung, denn am Sonntag ganz früh am Morgen geht gar nicht, mal so gegen Mittag dort reinzuschauen.

Mit einer auf Hochglanz polierten Lilli, die wie immer die Autofahrt nach Essen nur sehr widerwillig übersteht, erreichen wir dann so gegen 13 Uhr das Bürgerhaus Ost. Auf dem Parkplatz scheinen sich alte Hasen in Sachen Hundeschau aufzuhalten. Mit großem Picknickkorb und dem Hund im geöffneten Kombikofferraum wird da erstmal Mittag gemacht. Wir treffen auf dem Weg zum Eingang so ziemlich alle Größen und Rassen, vom Chihuahua bis hin zum Rhodesian Ridgeback, alles vertreten. Drinnen sind im Foyerbereich ein paar Stände aufgebaut, aber ich dränge Ian zur Anmeldung. Je eher wir uns hier anmelden, so meine Hoffnung, desto eher sind wir fertig.

Bei der Anmeldung erfahren wir, dass wir eigentlich die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung benötigen, um den Hund zuchttauglich schreiben zu lassen. Ach so…. macht aber nichts, denn wir können Lilli trotzdem heute hier richten lassen, Ergebnisse nachreichen und hoffentlich zuchttauglich.

Das Richten lassen kostet uns locker mal eben 90 Euro. Wir stellen fest, dass wir soviel Geld gar nicht dabei haben. Also Lilli, deren anfängliche Aufregung über all die fremden Hunde hier und die Stände mit Leckerchen im Foyer, allmählich in ein gelangweiltes “hinter uns her Schleifen“ umgeschlagen ist, wieder ins Auto verfrachten und den nächsten Bankautomaten finden. Geschlagene 40 Minuten später sind wir wieder vor Ort und setzten uns in die Warteschleife. Draußen strahlender Herbsttag und wir sitzen hier drinnen. Endlich ist Lilli an der Reihe. Ian und ich sind aufgeregt wie Eltern, die ihr Kind am ersten Schultag zum Unterricht bringen. Wir diskutieren, der genauere Beobachter würde sagen wir streiten, darüber wer Lilli dem Richter vorstellen kann. Ian gewinnt. Ich schaue zu. Zwei Damen begutachten Lilli sehr genau. Da wird vermessen, der Schwanz gerade gezogen, die Lefzen hochgehoben. Zum Glück ist Lilli die Gutmütigkeit in Person. Sie wedelt mit dem Schwanz und freut sich über die Aufmerksamkeit. Da unsere Hündin auch nach zwei Jahren noch immer nicht gelernt hat vernünftig bei Fuss zu gehen, artet die Vorstellung des Hundes an der Leine in ein mittleres Chaos aus. Wo auch immer Ian hin gehen will, Lilli hat sich definitiv für eine andere Richtung entschieden. Hier gibt es wohl einen Punktabzug. Die Richterinnen schreiben eifrig etwas auf einen Beurteilungszettel und schon sind wir fertig. Lilli hat laut deren Aussage mandelförmige Augen. Für mich sah sie bisher ein bisschen wie ein Chinesenhund aus. Aber man kann es auch so sehen. Ich bin glücklich und will nur noch nach Hause, aber Ian hat Feuer gefangen. Wenn wir Lilli hier noch einem weiteren Richter vorstellen bedeutet das mehr Beurteilungen, also auch mehr Möglichkeiten mit ihr anzugeben. Außerdem gibt es ja auch noch einen Pokal. Also wieder hinsetzen und warten. Ich gehe nach draußen um wenigstens ein bisschen Herbstsonne abzubekommen und lande neben einem Riesenhund, dessen Rasse mir unbekannt ist. Der Besitzer stellt mir stolz seinen Rüden vor, den er als Deckrüden anbietet. Er zählt mir all die Vorteile seines Riesenbabys auf und bei mir entsteht der Eindruck, dass bei einem solchen Bild von Hund die Hündinnen vor der Hundehütte Schlange stehen. Auf meine Frage wie viele Hündinnen denn schon von ihm beglückt wurden schaut der Gute ein bisschen peinlich berührt und sagt “bisher noch gar keine“. Ach so.

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In der Hoffnung doch bald gerichtet zu werden, gehe ich wieder rein. Ich schaue alle Richter mit großen bettelnden Augen an. Das habe ich von Lilli gelernt. Die Stirn ein wenig in Falten legen, grooooße Augen machen und den Kopf leicht schräg legen – wirkt immer. Endlich erbarmt sich ein Richterpärchen und lässt uns vortreten. Jetzt darf ich die Leine halten. Wieder Messen, Ziehen und eifriges Geschreibe. Lilli hat das Zeug zum Internationalen Champion steht da. Ian hält den Zettel andächtig fest. Wir bekommen eine Nummer, wenn die aufgerufen wird gibt es Pokale. Ich gehe nach vorne zur Bühne und sehe Unmengen an Pokalen. Jetzt weiss ich wenigstens wofür unser Geld angelegt wurde. Auch hier wieder warten. Schließlich reicht es mir, ich gehe nach vorne, zeige unsere Nummer und oh Wunder mir werden zwei Pokale in die Hand gedrückt. Ian, jetzt stolz wie Oskar, drückt mir Lilli bzw. das Ende der Leine in die Hand und ab geht es heim. Vorher kaufen im Überschwang der Gefühle noch ein Stück Hirschgeweih, angeblich der letzte Schrei in Sachen Leckerchen. Das Zeug gammelt jetzt im Garten vor sich hin.

Zuhause werden Lillis Pokale der Familie, Nachbarn und allen die es sehen wollen oder nicht vorgeführt. Jetzt hat auch mich das Pokalfieber gepackt. Natürlich verschweigen wir, dass wahrscheinlich jeder Hund dort einen Pokal erhalten hat. Alle sind beeindruckt von Lillis Trophäen und das zählt doch am Ende.

Lilli hat den Tag gut überstanden und lässt es sich mit ein paar Kauknochen im Maul gut gehen. Und ab und zu schaut sie auch auf die Pokale, da bin ich mir ganz sicher.

Es ist entschieden

September 2014

Es ist entschieden, wir werden Eltern. Mit fast 50 bzw. 47 werden wir weder Eltern eines eigenen Babys noch haben wir uns entschieden zu adoptieren. Nein, wir haben beschlossen mit unserer Hündin Lilli Welpen zu bekommen. Und diese Entscheidung zu treffen war fast genauso schwer wie eine Adoption auf den Weg zu bekommen. Da unser Hundemädchen über hochrangige Papiere verfügt, lag die Entscheidung nahe, auch die Welpen mit entsprechenden Papieren zu versehen.

Nun ist die Hundezucht in Deutschland eine Wissenschaft für sich. Als blutige Anfänger werden wir uns wohl das eine oder andere Mal “die Schnauze stoßen“. Aber Entscheidung ist Entscheidung und so begeben wir uns gemeinsam auf den Weg durch die “Behörden“.

Wir finden heraus, dass Lilli zuchttauglich geschrieben werden muss. Dafür muss sie auf einer Zuchtverbandausstellung vorgestellt werden. Dann müssen diverse Gesundheitstests vorgenommen und schließlich muss die Zuchtstätte vom Verband abgesegnet werden. Das heißt einen Hausbesuch, fast genauso wie beim Jugendamt, um sicherzustellen, dass die kleinen Kläffer auch in einer welpentauglichen Umgebung (gibt es Welpensicherungen für Schränke und Türen?) groß werden. Macht natürlich alles Sinn, wird bloß eine Menge Arbeit erfordern.

Aber wie Lilli sicherlich bellen würde “Ran an den Speck“